Ferdinand Mathiszig


LEBEN

Tagebuchauszüge/Lyrik

Auszüge aus den Tagebüchern

16.02.77
„Vier Blätter machte ich, schwarz – weiß.
Ein Farbton kam jeweils dazu.
Das fünfte machte ich mit fünfen, stieß wie ich glaubte auf die fünfte Dimension
und sink nun ein.“

12.01.78
„Eins - können nur zwei sein.“

31.05.78
„Vita nova!
Ich brachte die Horizontale
bis zur äußersten Höhe der Vertikalen.“

10.07.78
„Es sieht aus meinen Augen zu, was meine Hände machen.“

20.07.78
„Nachdem Kunst und Leben eins geworden sind,
werden Leben und Kunst wieder zwei.“

29.07.78
„Ihr habt den Mut zu euch selber nicht,
ihr Herren Kollegen von der Kunst.
Denkt euch was aus, drückt euch um euch herum
und habt die größte Schnauze von der Welt!
Und eure Feigheit ist euch als Frechheit ins Gesicht geschnitzt.

13.07.79
„Nein bis zum ja.“

21.09.82
„Diese Plastik hat mich mein Leben gekostet.“
Foto "Die Schönheit"
31.09.82
Mit dieser Plastik bin ich ins Leben eingetreten.“

19.10.82
„Mit dieser Arbeit kann ich vor mir bestehen.“


Lyrik


11.07.76
„Meine Augen bohren Löcher in die Welt, meilenweit.“

16.11.77
„Der Tod ist nicht das Tödliche.“

21.01.78
„Die Brust riß ich mir auf-
Des Herzens Beben wollt` ich endlich sehn.“

25.05.78
„Es ist das Tal.
Des Wassers Rauschen macht mich still.
Die Stirne ist aus Glas,
und meine Hände fühlen durch das Gras die Erde.“

31.05.78
„Müde wurd`ich
Und ich legte mich hin und schlief.
Und wusste nicht, ob ich in deinen oder meinen Armen lag.“

24.07.78
„Es gibt die Hand nicht,
die mich stille macht und bleibt.
Und wieder lässt und wieder mich begütigt.“

30.07.78
„Ich lieg`im Gras.
Der Wind fließt über meinen nackten Rücken.
Sonst ist hier nichts.“

03.08.78
„Der Bach versiegte.
Da fand ich in dem Schlamm ein Stück Metall,
groß, wie ein Straußenei,
von gelber Farbe.“

27.08.78
„Und es bedarf keines Beweises für Dich,
für Baum und Strauch nicht,
nicht für Himmel und Erde
für keinen Grashalm, für uns nicht,
und nicht für das ,was ich tue.“

27.08.78
„Wenn Leben und Tod eins werden-
Wie heißt es dann?“

21.09.78
„Da lief ich doch an einer Mauer
hoch und ziegelrot entlang.
Nach Jahren hörte sie auf einmal auf
und ich sah Felder, Wiesen
und ich legte mich an den Rand des Weges, den ich fand.“

17.10.78
„Laß mich in Ruh,
sagte ich zu dem Mond, der über die Dünen schielte,
als ich am Wasser war.“

14.01.79
„Wenn der Morgen kommt, seh`ich den Reiher fliegen.
Ein Schatten schwebt vorbei.
Und die Laterne an der Straße
bedeckt ein Flecken Schnee mit Licht.“

22.02.79
„Wenn Du im Unglück bist,
musst Du Dich vor den Menschen hüten!
Das Glück kommt übers Feld zu Dir.
Vom Blau des Himmels
und von den Sternen kommt es
in der Nacht.“

10.03.79
„Du erstes Frühlingslied
Ich werde dich empfangen.
Wie du es dir wünscht,
wie du es dir ersehnst.
Die erste Blüte werd`ich küssen
und mit den Weidenkätzchen werd`ich zärtlich sein.“

15.03.79
„Wenn der Mond wiederkommt,
ist die Nacht nicht mehr allein.
Und der Bäume weicher Schatten
liegen beieinander.“

02.05.79
„Wenn das Lied verklungen ist,
kräht kein Hahn danach.
Und die Hühner baden so im trocknen Sand
wie vorher.“

04.05.79
„Das Wasser ist nun wieder Wasser
und Sand, Sand.
Und der Weg wieder Weg
und der Mensch ist Mensch.“

10.05.79
„Wiesen seh`ich durch das Fenstergitter
kleine Pferde, die Laterne
und das schmale Band der Straße.“

11.09.79
„Gestützt,
mit den Händen auf die Knie
sehe ich einen roten Stein.“

01.02.81
„Endlich bei mir angekommen
weiß ich nun nicht mehr wohin.
Doch ich stehe in mir selber
wissend, dass ich bin.“

04.02.81
„Mit mir muss ich von nun an leben,
mit meinem Bilde geht’s nicht mehr.“

27.04.81
„Man muß sterben können,
wenn man leben will.“

21.05.81
„Ich schließe vor dem Tag die Augen
bevor es Abend wird.
und hoffe auf die Nacht, die tröstend
sich nicht irrt.“

25.06.81
„Der Himmel ist grau
doch hell liegt er hinter den Bäumen.“

21.07.81
„Sich finden heißt sein Leben lassen, oder?“

22.09.82
„Ich will, dass ich will!“


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